Nobels Testament by Liza Marklund

Nobels Testament by Liza Marklund

Autor:Liza Marklund [Marklund, Liza]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-11-25T23:00:00+00:00


Freitag, 28. Mai

Annika saß auf ihrem Bett im Schlafzimmer und starrte durch das offene Fenster. Es hatte aufgehört zu regnen, aber hinter den Baumkronen war der Himmel grau wie Asche. Der Sturm zog und zerrte an den Ästen, der Wimpel an Ebbas Fahnenmast knatterte im Wind.

In der Nacht hatte sie wieder Albträume gehabt. Es war lange her, dass sie so häufig und dicht aufeinanderfolgend aufgetreten waren. Im ersten Jahr nach Svens Tod verfolgten sie sie fast jede Nacht, aber seit sie Thomas kannte, waren es weniger geworden. Nach dem Erlebnis im Tunnel unter dem Olympiastadion kamen die Träume wieder öfter, und dann waren die Engel erschienen. Die Engel aus ihren Träumen sangen auch für sie, wenn sie wach war. Inzwischen hielten sie sich fern, aber manchmal erahnte sie ihre Gegenwart im Schatten der Ecken.

In der vergangenen Nacht war Caroline von Behring wieder gestorben, ihre Augen hatten durch Zeit und Raum nach Annika gerufen, doch Annika hörte sie nicht, die Botschaft war getrübt, sie verstand nicht, was Caroline zu sagen versuchte.

Sie stand auf und strich sich das Haar aus der Stirn, richtete die Kissen und die Bettdecke. Sie breitete den Überwurf darüber und zog ihn an den Seiten zurecht.

Thomas hatte seinen verdreckten Anzug an ihre Schranktür gehängt. In ihrem Brustkorb schlug die Wut. Er schien davon auszugehen, dass der Anzug in ein paar Tagen, auf wundersame Weise, frisch gebügelt in einer Plastikhülle der Reinigung wieder in seinem Schrank hing.

Wie sehr sie es auch versuchte, sie war nie gut genug.

Gestern hatte er versprochen, zum Abendessen zu Hause zu sein. Er hatte versprochen, mit den Kindern zu spielen und Kalles Fahrrad zu flicken.

Stattdessen war er auf direktem Wege in sein verdammtes Arbeitszimmer gegangen und hatte sich an den Computer gesetzt. Dann kam er in die Küche gewatschelt und erwartete warmes Essen auf dem Tisch, eine Stunde später als verabredet.

Nie hörte er ihr zu, er interessierte sich kein bisschen für ihre Ansichten und Ambitionen. Es half nicht, dass sie das Haus in Djursholm gekauft hatte, half nicht, half nicht …

Sie schlug kräftig mit der Hand gegen die Wand, so kräftig, dass ihr der Schmerz Tränen in die Augen trieb.

»Au«, sagte sie und hielt sich das Handgelenk.

Langsam ging sie hinunter in die Küche, während der Schmerz nachließ. Sie räumte das Frühstücksgeschirr weg, wischte über die Granitplatte um den Herd, holte den Staubsauger hervor und saugte das Erdgeschoss. Setzte Kaffee auf. Trank ihn. Schaute auf die Uhr, haufenweise Zeit, bis sie anfangen musste zu kochen.

Sie zog sich eine Jacke an und ging hinaus in den Wind. Der Rasen rief mit seinen brauen, wassergefüllten Wunden verlangend nach ihr, doch sie kehrte ihm den Rücken zu und trat auf die Straße.

Ebbas roter Volvo stand im Hof. Annika betrat das Nachbargrundstück und ging zur Tür.

Vielleicht ging man hier draußen nicht einfach so bei Nachbarn vorbei und klingelte?

Sie schluckte, drückte auf die Klingel und hörte hinter den Steinwänden das lang gezogene Dingdong.

Es dauerte fast eine Minute, bis Ebba aufmachte, Francesco drückte seine Nase an ihr Bein und wedelte fröhlich mit dem Schwanz.



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